Schwetzingen
26.Aug 2024
Schwetzingen & Eremitage Waghäusel
Wegen der Nähe, nur 17 Kilometer südlich von Schwetzingen, habe ich zuerst die Eremitage Waghäusel besucht. Ein merkwürdiger Ort! Nach Beschreibungen im Internet sollte es ein barockes Jagd- und Lustschloss sein, doch bei allem Glanz, den es vielleicht mal hatte, es sah alles ziemlich abgerockt aus. Als erbärmliches Intro war der Lehm-Parkplatz nur über eine Schotterstraße in völlig desolatem Zustand zu erreichen. Ich dachte zuerst, ich hätte mich verfahren. Zum Glück war alles kostenfrei, sonst wäre ich gleich wieder gefahren. Also habe ich mich umgesehen, was es wohl mit der Eremitage Waghäusel so aktuell auf sich hat.
Die Gartenanlagen waren zunächst recht gepflegt, doch am eigentlichen Gebäude blätterte überall die Farbe von Wand und Fensterläden ab. Es blieb mir unerklärlich, warum dieser geschichtsträchtige Ort so stiefmütterlich behandelt wurde. Andererseits gab es das bemerkenswerte Denkmal “Die badischen Revolutionäre ”, einige moderne Skulpturen, einen sehr hübschen Blumengarten, also irgendwie zu viel um einfach nichts zu sein. Nun gut, ich wanderte darum noch etwas planlos durch die Parkanlage und machte mich dann auf Richtung Schloss Schwetzingen.
Schloss Schwetzingen ist mit seiner Parkanlage natürlich absolute Oberliga. Es war lange Zeit die Residenz der Kurfürsten der Pfalz und belegt mit zahlreichen Bauten, wie Orangerie, Apollontempel, Merkurtempel, Moschee, Minervatempel, ein großflächiges Gelände. Direkt am Schloss gibt es keine Parkmöglichkieten für große Camper-Vans oder Wohnmobile. Mit meinem NV200 konnte ich jedoch in einer Tiefgarage (Einfahrtshöhe 2m) sehr nah am Schloss parken (je Stunde 1,80€). Dazu kam noch der stolze Eintritt zum Schlossgarten mit 9€. Puh! Da weint das Portemonnaie!
Der weitläufige, barocke Schlossgarten lädt zum Spazieren ein. Lange Wege, mit feinem Kies gestreut sind glatt geharkt und knirschen schön unter den Schuhen. Ein Laubengang, der einen Blick auf das “Ende der Welt” ermöglicht, lange Holz-Laubengänge und verspielte Lustgärtchen, die im Sommer Schatten spenden.
Unter dem Apollotempel gibt es künstliche Stollen, durch die man laufen kann und die einen Blick, durch den Brunnen und über Kaskaden auf den Orangeriegarten freigeben. Sehenswert ist auch die Rialto-Brücke, mit schönem Geländer und sehr unregelmäßigen Stufen, als auch die Kugelallee mit acht Säulen die goldene Kugeln tragen, die den Weg der Sonne durch die Nacht beschreiben, bis sie am Morgen wieder aufgeht. Es ist wirklich überwältigend, was einem hier für die Augen und für die Sinne geboten wird.
Mir gefiel am meisten die prächtige Rote Moschee, die nicht zu religiösen Zwecken, sondern als Sinnbild der Toleranz, vor weit über zweihundert Jahren errichtet wurde. Die arabischen Weisheiten, die in Zierfeldern im Innern und Außen an der Fassade angebracht sind, haben keinen rein islamischen Charakter. Es sind eher aus dem arabischen Raum entliehene Lehren. Die meisten haben eine Übersetzung in Deutsche darunter stehen. Es gibt mehrere Kuppeln, die wunderbare Lichtspiele erzeugen und ein gewisses 1001-Nacht Gefühl mit ihren zahlreichen orientalischen Elementen erzeugen. Schön, wenn man es dann schafft, eine Zeit alleine zu sein und ungestört die Stimmung auf sich wirken zu lassen.




























